Das Fest ist vorbereitet, doch die Gäste wollen nicht kommen… Anders als bei Matthäus (vgl. 22,1-3) würden Gäste gerade jetzt in der Weihnachtszeit sehr gerne kommen und sich treffen. Aber in diesem Jahr dürfen Sie es nicht; oder nur streng begrenzt.
Ist das Jahr 2020 nun ein verlorenes Jahr? Für viele Menschen war es eine Tragödie, denn sie haben einen lieben Menschen verloren und konnten vielleicht nicht einmal mehr von ihm Abschied nehmen. Für Schüler*innen und ihre Eltern war es ein hartes Jahr, das vielleicht schwer aufholbare Defizite hinterlässt. Für viele Arbeitnehmer und Selbständige war es in finanzieller Hinsicht trotz staatlicher Hilfen unbestritten hoch angespannt und ist es weiter.
Aber auch für Opfer, die während der Lockdowns in der Eingeengtheit ihrer Lebensbereiche ganz besonders unter häuslicher Gewalt leiden mussten, war und ist es ein Martyrium. Das Dunkelfeld ist besonders auch hier, wie es unser Bundesvorsitzender Jörg Ziercke in einer Pressemeldung schrieb, besonders hoch und wird sicher auch erst zeitversetzt in seinem Ausmaß sichtbar werden.
Auch die Arbeit der Außenstelle Salzgitter des WEISSEN RINGS litt unter der Pandemie: Die Präventionsarbeit wurde deutlich reduziert, persönliche Kontakte mit Opfern auf ein Mindestmaß begrenzt und auch Mitarbeitertreffen fanden kaum statt. Freuten wir uns nach unserem Sommer-Treffen im Freien noch auf den Herbst und die traditionelle Jahresabschluss-Besprechung im Advent, so kam die Ernüchterung nicht erst Anfang November. Es war eigentlich bereits nach den Sommerferien und den vielen Berichten über feuchtfröhliche Feiern zu nächtlicher Stunde in den Städten abzusehen, dass eine zweite Infektionswelle nicht nur zu befürchten war. Nein, sie baute sich kontinuierlich auf und sollte zunächst mit Vernunft-Appellen flachgehalten werden. Und für nicht wenige Menschen existiert die Pandemie bis heute nicht einmal!
Bleibt nunmehr die berechtigte Hoffnung, dass der erneute strenge Lockdown all das erzwingt, was den Intensivstationen die dringend erforderliche Entlastung bringt und was so bald wie möglich wieder ein gewisses Maß an „Normalität“ im kommenden Jahr ermöglichen könnte.
Nutzen wir die „Zwangs-Entschleunigung“ zum Ende dieses Jahres daher auch als eine Chance der Besinnung auf die eigentliche Botschaft des Weihnachtsfestes in Fürsorge und Nächstenliebe durch Verzicht. Das wünsche ich allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Außenstelle Salzgitter mit ihren Familien sowie allen Gästen dieser Seite. Bleiben Sie gesund und optimistisch!
Markus Müller