Die Frage, was bislang nach der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen vor Gewalt geschehen ist, wird meist mit Schulter-Zucken beantwortet. Daher hatten das Netzwerk gegen häusliche Gewalt in Salzgitter und das Frauennetzwerk anlässlich des „Tages gegen Gewalt an Frauen“ (25. November) eine Aktion in der Fußgängerzone von Salzgitter-Lebenstedt vorbereitet. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter, Frau Simone Semmler, hatte die Aktion vorbereitet. Es beteiligten sich sieben Vereine, Gruppen und Fachdienste der Stadt Salzgitter daran.
Außergewöhnlich war die Umsetzung des Themas. Mit sieben sogenannten Bodenzeitungen wurde mit einem markanten Kurztext auf das Problem aufmerksam gemacht. Daneben stand jeweils ein weiß beklebter Umzugskarton, auf dem Info-Material lag. Die jeweiligen Betreuer dieser Info-Inseln standen dabei und waren bei Interesse ansprechbereit. Anders, als man dies sonst bei Standard-Infoständen oft beobachten kann, weichen die Passanten einer möglichen Ansprache nicht bewusst aus. Vielmehr stoppen sie, weil das große Plakat auf dem Boden Neugier erweckt und ein schnelles Lesen im Vorbeigehen nicht gut möglich ist. Auch ist nicht sofort zu erkennen, wer und was hinter der Botschaft der plakativen Bodenzeitung steckt. Viele blieben daher stehen, um die Aussagen bewusst zu lesen; auch erstaunlich viele Männer.
Fast jede vierte Frau in Deutschland ist von Gewalt in der Partnerschaft betroffen, geht aus einer Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) hervor. Runtergerechnet auf Salzgitter sind das etwa 11500 Frauen die hier von Partnerschaftsgewalt betroffen sind, so WR-Außenstellenleiter Markus Müller gegenüber der Presse. Und Frau Semmler ergänzt: „Partnerschaftsgewalt ist ein Flächenbrand und so lange nicht offen darüber gesprochen wird und systematisch Schutz und Prävention ausgebaut werden, verbessert sich nichts“.