Schutz vor sexueller Gewalt beginnt mit der Aufklärung, insbesondere gegenüber den Schwächsten unserer Gesellschaft. 16.375 Fälle des sexuellen Kindesmissbrauchs registrierte die Polizei im Jahr 2023. Das Dunkelfeld ist weit größer. Viele Menschen fühlen sich unsicher oder sind nicht ausreichend informiert, was wiederum ihr Verhalten in Verdachtsfällen beeinflusst. Schulen spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz vor sexueller Gewalt, da sie nahezu alle Kinder und Jugendlichen erreichen.
Aus diesem Grund haben in Salzgitter das Jugendamt, die Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt und die Polizei das Projekt "Sicherheit durch Prävention - Schutz vor sexueller Gewalt in Salzgitter" ins Leben gerufen. Das Projekt wurde erstmalig an der IGS Salzgitter umgesetzt. Dabei wurden alle Lehrkräfte in intensiven Fortbildungen zu dem Thema sensibilisiert. Niemand muss Kinderschutzexpertin oder -experte sein, um Verantwortung für den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu übernehmen.
In der vorausgegangenen Lehrer-Fortbildung wurden die unterschiedlichen Ziele und Aufgabenbereiche des Jugendamts durch Herrn Maushake (Fach – und Koordination Stelle im Kinderschutz Salzgitter) erklärt. Die Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt wurde durch Frau Schröder vertreten. Aus dem Präventionsteam der Polizei hat die Beauftragte für Jugendsachen Frau Kramer, die Ziele der Polizei erläutert. Der Außenstellenleiter des WEISSEN RINGS Salzgitter, Nicolas Knuth, stellte den Verein und seine Hilfsangebote vor.
Dank der Finanzierung durch den WEISSEN RING konnte das Schauspielkollektiv Lüneburg das Theaterstück "Alarmgefühl" für den gesamten 6. Jahrgang der IGS aufführen. Mit dabei war Bernd Koltrowitz, der in der WR-Außenstelle Salzgitter für die Präventionsarbeit zuständig ist.
Das Stück besteht aus fünf kurzen Episoden, die Themen wie körperliche Selbstbestimmung und sexuelle Übergriffe altersgerecht behandeln. Eine pädagogische Nachbereitung am folgenden Tag ergänzte das Theaterstück.
Das Projekt setzt es sich zum Ziel, Jugendlichen zu helfen, ihrer eigenen Wahrnehmung zu vertrauen, zwischen guten und schlechten Geheimnissen zu unterscheiden und Grenzverletzungen nicht hinzunehmen. Es soll Mut machen und vermitteln, dass Hilfe holen in Ordnung ist, wenn man selbst nicht weiter weiß. Außerdem informiert es die Zuschauenden über Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sowie Hilfsmöglichkeiten vor Ort.
Das interaktive Theaterstück, gespielt von Katharina Ritmeier und Gosta Liptow, basiert auf Erlebnisberichten von Betroffenen. Die Beiden treten immer wieder aus ihren Rollen heraus, sprechen das Publikum direkt an und diskutieren gemeinsam mit der Theaterpädagogin Julia von Thoen, wie die Figuren in den jeweiligen Situationen fühlen, handeln könnten und welche Hilfsmöglichkeiten es gibt.
Ein Online-Elternabend bot 30 interessierten Eltern Fakten und Hintergründe zu sexueller Gewalt. Frau von Thoen erläuterte kurz das zweitägige Theaterprojekt. Die jeweiligen Aufgabenbereiche von Jugendamt, Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt, WEISSER RING und Polizei wurden vorgestellt. Zum Abschluss erhielten alle Eltern Verhaltenshinweise und Tipps.
Dieses umfassende Präventionsprojekt zeigt, wie wichtig es ist, dass verschiedene Behörden und Vereine zusammenarbeiten, um Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt zu schützen und ihnen die nötigen Ressourcen und das Wissen zur Verfügung zu stellen, damit sie sich auch selbst schützen können.